Dankbarkeit in schwierigen Zeiten

Dankbarkeit wirkt Wunder. Aber es ist nicht immer so leicht, sie wirklich zu fühlen. 

Vielleicht kennst du das: Es geht dir nicht gut. Aber angesichts des ganzen Leids in der Welt denkst du: „Eigentlich geht es mir doch ganz gut. Es gibt so viele Menschen, denen es schlechter geht. Ich sollte dankbarer sein." Und dann versuchst du, dankbar zu sein für das, was du hast. Aber gut fühlst du dich nicht dabei.

So ging es mir oft in den letzten Monaten.

In diesem sehr persönlichen Artikel erfährst du, warum es mir in letzter Zeit schwer fiel, dankbar zu sein, wo ich Hilfe suchte und nicht fand, und wie ich es geschafft habe trotz schwieriger Zeiten wieder aufrichtige Dankbarkeit zu empfinden. Wenn du lieber zeichnest, als liest, findest du unten den Link zu einem Video mit dem du eine NeuroGraphik der Dankbarkeit zeichnen kannst.

Was mein Leben schwierig macht

Ich habe eine Histamin-Intoleranz (HIT) entwickelt, deren Ursache wahrscheinlich ein Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist. Das Ganze klingt nicht nur ziemlich kompliziert, sondern ist es auch. Angeblich leidet fast jeder 6. Mensch in Deutschland unter MCAS, dabei gibt es dafür noch nicht einmal eine offizielle Diagnose. Kürzlich las ich den Satz „Histamin-Intoleranz gehört zu den Chamäleons unter den Krankheitsbildern“, den ich wirklich sehr treffend finde. Das bedeutet, die Symptome können sehr unterschiedlich sein, ebenso wie die Ursachen. Kurz gesagt: „Nichts genaues weiß man nicht“, was leider auch für viele Ärzte gilt. Wenn du häufiger unter unspezifischen Symptomen, wie Verdauungsbeschwerden, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit und Erschöpfung leidest, dann könnte es eine gute Idee sein, dich mal genauer zu informieren. Hier findest du einen Überblick.

Weinen vorm Kühlschrank

Die gängige Therapie-Empfehlung lautet: „Alles weglassen, was Histamin enthält oder fördert." Nur leider ist Histamin ist in fast allen Lebensmitteln enthalten und es vermehrt sich durch Reifung und Lagerung. Ich will dich hier nicht mit einer langen Liste langweilen. Für mich bedeutet das, dass ich seit einem halben Jahr auf sehr viele Lebensmittel verzichte, die ich früher sehr genossen habe. Und dazu gehören nicht nur Genussmittel, wie Rotwein und Schokolade, sondern auch augenscheinlich gesunde Dinge wie Erdbeeren, Walnüsse und Tomaten. Früher war ich ein Genussmensch und habe gerne gekocht. Heute würde ich manchmal am liebsten gar nichts mehr essen, weil es sich anfühlt wie gehen auf rohen Eiern (die ich auch -gekocht- nicht mehr vertrage). In der Anfangszeit stand ich manches mal weinend vorm geöffneten Kühlschrank, weil ich nicht mehr wusste, was ich essen soll.

Ich will mein altes Leben zurück

Der Vorteil ist, dass ich fast 10 Kilo abgenommen habe. Wie gerne würde ich die zurücknehmen, wenn ich dafür mein altes Leben zurückhaben könnte. Gibt es aber nicht. Mein Kopf weiß: Ich muss die Situation akzeptieren und lernen, damit umzugehen. So weit, so klar. Doch es fühlt sich so schwer an. Herz und Bauch sehnen sich nach sinnlichem Genuss, nach Fülle und Abwechslung. 

Tanzen mit einem Blinden

Also hielt ich es für eine gute Idee, mir professionelle Unterstützung zu suchen und wandte mich an eine Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich klagt ihr mein Leid im Erstgespräch und sie erzählte mir die Geschichte vom blinden Mann, mit dem sie tanzen geht. Er war nicht immer blind, er ist erst durch eine Erkrankung im Laufe seines Lebens blind geworden, aber er lässt sich nicht unterkriegen und ist voller Lebensfreude.

Ich bewundere Menschen, die solche Schicksalsschläge so gut meistern, aber besser ging es mir nach dieser Geschichte nicht. Wenn ich ehrlich bin, ging es mir nach dem Gespräch sogar schlechter. Und ich stellte mir kritische Fragen: „War ich undankbar? Stellte ich mich zu sehr an?"

Irgendwie hatte ich mir von dem Termin etwas anderes erhofft.

Nicht gesagt, aber gehört

Ich habe mich mit meinem Schmerz, mit meiner Angst und Unsicherheit an einen Menschen gewandt, von dem ich mir in irgendeiner Weise Hilfe und Unterstützung erhoffte. Aber ich wurde nicht angenommen, mit dem, was ich mitbrachte. Statt dessen wurde ich mit jemand anderem verglichen, dem es viel schlechter geht und dem es so gut gelingt, mit seiner Situation umzugehen und das Beste draus zu machen.

Was ich gehört habe:

„Stell dich nicht so an. Anderen geht es viel schlechter. Du solltest dankbar sein. Andere können das besser als du. Du bist nicht gut genug. Streng dich mehr an.“

Ich hätte so gerne etwas anderes gehört, und es so dringend gebraucht in der Situation. Stattdessen fühlte ich mich undankbar und unfähig.

Das hätte ich gebraucht

Ich hätte mich so gerne gesehen gefühlt mit meinem Leid - auch, wenn es viel Schlimmeres gibt in der Welt. Und ich hätte mir ein wenig Einfühlung gewünscht.

  • Dafür, was es bedeutet, auf so vieles verzichten zu müssen. 
  • Dafür, was es bedeutet, einen Teil der eigenen Identität zu verlieren. 
  • Dafür, was es bedeutet, sich alleingelassen und hoffnungslos zu fühlen angesichts einer Krankheit, die es offiziell gar nicht gibt.

Ich hätte mich gerne ein bisschen angenommen gefühlt, so, wie ich bin und erfahren, dass es okay ist, in dieser Situation so zu empfinden.

Gefühle machen Sinn

Der Versuch, meine Gefühle zu unterdrücken, bzw. sie abzuwerten, im Sinne von „Das ist doch alles gar nicht so schlimm. Es gibt andere, denen es viel schlechter geht, du solltest dankbar sein" hat bei mir dazu geführt, dass ich mich noch schlechter gefühlt habe und keine Dankbarkeit empfinden konnte.

Mich zu fragen, was ich stattdessen in der Situation gebraucht hätte, war sehr hilfreich für mich. Und als ich mich diesen Gefühlen und Bedürfnissen zuwandte, sie annahm und damit mich, so, wie ich bin, konnte ich auch wieder meinen Fokus auf das lenken, was geht und auf das, was gut ist und dafür aufrichtige Dankbarkeit empfinden. Nicht, weil ich es sollte, sondern weil ich es fühlte. Wenn du das auch tun möchtest, kannst du hier auf YouTube eine NeuroGraphik der Dankbarkeit mit mir zeichnen.

Und DANKE, dass du bis hier gelesen hast!


Inspirationen zum Lernen und Wachsen

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