Mythos IKIGAI: Warum du mit 4 Fragen nicht den Sinn des Lebens findest (und was du statt dessen finden kannst)

Wünscht du dir ein sinnerfülltes Leben? Oder bist du sogar auf der Suche nach dem Sinn des Lebens? Dann hast du bestimmt schon mal von IKIGAI gehört, oder?

So ging es mir vor einigen Jahren. In einem Workshop hörte ich das erste Mal von IKIGAI: ein Konzept aus Japan, mit dem man  den Sinn des Lebens finden sollte. Es klang einfach: nur vier Fragen beantworten, dann die Schnittmenge bilden - fertig ist dein IKIGAI. Das wollte ich natürlich sofort ausprobieren, denn ich war ja schon lange auf der Sinn-Suche.

Gefunden habe ich dann allerdings etwas anderes (nach ein paar Umwegen, aber die erhöhen ja bekanntlich die Ortskenntnisse). 

In meinem Blog-Artikel nehme ich dich ein Stück mit auf meine Reise der Sinn-Suche. Du erfährst, warum du mit 4 Fragen nicht dein IKIGAI findest und was du statt dessen finden kannst.

Was ist IKIGAI?

IKIGAI kommt aus dem Japanischen. Wörtlich übersetzt bedeutetet IKI = leben und GAI = Sinn, also soviel wie der Sinn des Lebens. Häufig findet sich als Übersetzung auch die Formulierung: „Das, wofür es sich zu leben lohnt.“ (Wenn du Japanisch kannst, wirst du wissen, dass die eigentliche Bedeutung der Schriftzeichen wesentlich komplexer ist.)

Wenn wir IKIGAI haben, bzw. leben, verspricht uns das nicht weniger, als ein gesundes, langes, glückliches Leben. Und wer wollte das nicht?!

Die japanische Insel Okinawa ist das Paradebeispiel, wenn es darum geht, an welchem Ort dieser Welt die Menschen besonders viel IKIGAI haben. Bettina Lemke schreibt in ihrem Buch "Entdecke dein IKIGAI": 

"Hier, auf der Insel der Hundertjährigen, sind die Menschen in der Regel noch im Greisenalter außergewöhnlich fit und genießen ihr Dasein. Achtzigjährige führen ein Leben, als wären sie um dreißig Jahre jünger. Neunzig- und Hundertjährige sind mit dem Mountainbike oder dem Motorrad unterwegs, viele von ihnen tanzen regelmäßig, praktizieren Tai Chi oder sogar Karate und nehmen rege an anderen gesellschaftlichen Aktivitäten teil."

Dass die Menschen auf Okinawa so ein langes, gesundes und aktives Leben führen, wird in Zusammenhang damit gebracht, dass den Bewohnern ihr IKIGAI in der Regel sehr bewusst ist.

Mehr als genug gute Gründe, um sich auf die Suche nach dem  persönlichen IKIGAI zu machen. 

1. Etappe: mein erstes IKIGAI

Also besorgte ich mir oben genanntes Buch von Bettina Lemke und begab mich auf Entdeckungsreise. 

Naja, ehrlich gesagt, nahm ich eine Abkürzung. Ich übersprang den Theorieteil und ging gleich zum Praxisteil des Buches über. Er enthält viele Fragen und Übungen. Sehr viele Fragen. Deshalb beschloss ich, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und beantwortete einfach die vier Fragen, die du auch in unendlich vielen Anleitungen im Netz finden kannst. 

4 Fragen für ein IKIGAI

Wenn du dein IKIGAI finden willst, solltest du zuerst diese Fragen beantworten:

  • Was liebe ich?
  • Worin bin ich gut?
  • Wofür werde ich bezahlt?
  • Was braucht die Welt?

IKIGAI als Schnittmenge

Dann trägst du deine Ergebnisse in die Kreise ein und bildest die Schnittmengen. Die  Schnittmenge aller deiner Antworten ist das Zentrum und dort soll dann dein IKIGAI sein.

So sah das bei mir aus.

Abbildung: Mein erstes  IKIGAI (2019)

Abbildung: Mein erstes  IKIGAI (2019)

Das Ergebnis fand ich irgendwie enttäuschend. Vielleicht hatte ich mehr erwartet, bei so etwas großem wie der Frage nach dem Sinn des Lebens?

2. Etappe: die Suche geht weiter

Zwei Jahre später kam ich während meiner Ausbildung zum Ästhetischen Coach wieder in Kontakt mit dem IKIGAI. Diesmal als Modell für das Coaching mit NeuroGraphik. Dazu bekamen wir das Buch „Ikigai: Die japanische Lebenskunst“ empfohlen. Der Autor Ken Mogi ist Japaner und Neurowissenschaftler. Das hielt ich für eine sehr gelungene Kombination für eine vertrauenswürdige Quelle. Ich besorgte mir das Buch und war fest entschlossen, diesmal wirklich mein IKIGAI zu finden.

Die 5 Säulen von IKIGAI

Ken Mogi nennt gleich zu Beginn seines Buches die fünf Säulen von IKIGAI. Sie folgen keiner Reihenfolge oder Hierarchie. Diese Säulen bilden für ihn das tragende Gerüst, auf dem IKIGAI gedeiht.

  1. Klein anfangen
  2. Loslassen lernen
  3. Harmonie und Nachhaltigkeit leben
  4. Die Freude an kleinen Dingen entdecken
  5. Im Hier und Jetzt sein
Die fuenf Saeulen von IKIGAI nach KEN MOGI

Abbildung: Die fünf Säulen von IKIGAI nach Ken Mogi

Ehrlich gesagt, war ich erstmal verwirrt. Diese fünf Säulen brachte ich nicht mit den vier Kreisen und den dazu gehörenden Fragen übereinander. Was war denn nun das IKIGAI? Und wie sollte ich es finden? War mir das überhaupt möglich, oder war mir als westlich denkender Mensch der Zugang zu der östlichen Weisheit verwehrt ?

Was Ken Mogi in seinem Buch beschreibt, ist eher eine innere Haltung, eine Lebensphilosophie. Das wie und warum ist wichtiger als das was wir tun. Er beschreibt IKIGAI als etwas, was in Japan einfach da ist, wie die Luft zum Atmen.

Ja, ich gebe zu, ich hatte wieder ein Rezept erwartet, eine Anleitung - so wie sie zu tausenden durchs Internet geistern.

3. Etappe: was IKIGAI nicht ist (und was ich statt dessen fand)

IKIGAI ließ mich nicht los. Immer wieder stolperte ich über den Begriff und war jedesmal von neuem fasziniert und fast wie elektrisiert. Ich wollte es besser verstehen, ich wollte damit arbeiten.

Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Meister." - altes Zenwort

Also begab ich mich erneut auf die Suche. Und auf wundersame Weise spuckte mir dann Google die „richtigen“ Infos aus (ich war wohl bereit 😉). 

IKIGAI ist KEIN Mengendiagramm - und was du statt dessen finden kannst

Im Blogartikel „Ikigai Misunderstood and the Origin of the Ikigai Venn Diagram“ beschreibt der Autor Nicholas Kemp, wie das Missverständnis mit dem "Mengendiagramm" (Venn Diagram), wie er die verbreitete grafische Darstellung von IKIGAI nennt, in die Welt kam.

Ursache war ein Blog Post von Marc Winn aus dem Jahr 2014 „What is your ikigai?“  Dort verwendete Marc Winn eine Grafik von Andres Zuzunaga (Spanischer Autor und Astrologe), wobei er die Beschriftung ins Englische übersetzte und dabei den zentralen Begriff "propósito" durch "Ikigai" ersetzte. 

Abbildung: So wurde aus "propósito" (Zweck) "Ikigai"

Abbildung: So wurde aus "propósito" (Zweck) "Ikigai"

Der Post ging viral und seit dem scheinen fast alle Coaches, Trainer und Co. das „Mengendiagramm" zu benutzen, um mit ihren Klienten ein IKIGAI zu finden, was eigentlich Zweck heißen müsste. 

Nun könnte man ja (in der westlichen Welt?) der Meinung sein, dass der Zweck des Lebens doch das gleiche ist, wie der Sinn des Lebens. Aber ich bin mir sicher, dass die Japaner da ganz anderer Meinung sind. 

Mir wurde jedenfalls einiges klar. 

Ich hatte gar nicht mein IKIGAI gefunden, sondern meinen (neudeutsch) Purpose! 

Das Ende ist der Anfang

Jetzt machte alles einen Sinn.

Ich hatte IKIGAI gesucht und Purpose gefunden. Und das Konzept des IKIGAI ein kleines bisschen mehr verstanden.

Und ich habe verstanden, dass es nicht IKIGAI ist, was mich fasziniert, sondern Purpose. Nur kannte ich diesen Begriff früher noch nicht. Das ist jetzt der Start einer neuen Entdeckungsreise

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